Tour de Swing 2013 - Nachlese

von Adi Ilg

 

Sanfte Hügel + gefällige Kurven => stramme Waden!

Lange hat der Frühling sich heuer in Zurückhaltung geübt, am 9. Mai, dem Vatertag, überraschte er uns alle jedoch mit strahlendem Sonnenschein und milden Temperaturen. Eine bunte Radlergruppe versammelte sich um 9 Uhr an der S-Bahn-Station Planegg, gegenüber Heide-Volm.

Anita und Gerhard Schledorn, die zur inzwischen schon traditionellen Boogie-Bären-Radltour geladen hatten, verfügen über den sprichwörtlichen heißen Draht zu Petrus oder hatten zumindest eine richtig glückliche Hand bei der Terminwahl. Nach bärig herzlichen Begrüßungen und einem kurzen Check von Rädern und Ausrüstung traten wir kurz nach neun beschwingt in die Pedale, dem Würmtal Richtung Krailling folgend. Zielsicher escortiert wurden wir vom Navibewehrten Gerhard an der Spitze der Gruppe und Anita am Ende, die per Walkie-Talkie die Gruppe zusammen hielten – was konnte also an diesem Tag noch schief gehen?

Nach Stockdorf bestätigten uns blühende Wiesen, dass der Frühling hierzulande tatsächlich Einzug gehalten hat. Das freundliche Wetter schien uns zu stimulieren, denn trotz angeregter Zwiegespräche vom Sattel aus kamen wir gut voran. Nachdem wir die letzten Häuser von Gauting hinter uns hatten, konnten wir die unbändige Kraft des Wonnemonats in vollen Zügen erleben, auf beschaulichen Radlerwegen folgten wir der Würm durch duftende Wälder und satte Auen.

Bei Leutstetten verließen wir das Würmtal, es erwartete uns die bereits in der Einladung versprochene hügelige Region des Starnberger Umlands, was aber keinen zu stören schien, waren wir doch jetzt angenehm aufgewärmt und fest im Tritt. Nach Wangen erreichten wir in gerade mal eineinviertel Stunden Mörlbach, von wo aus es über Icking wieder abwärts ins Isartal ging. So lauschig der Ort unserer Rast im Wald auch war, sie fiel nur kurz aus, denn unser Ziel war nah und lockte uns auf die Pedale.

Am Ickinger Wehr genossen die meisten von uns den Ausblick auf die Isar und die vorwiegend in der Sonne badenden Frischluftfans, während Anita und Gerhard aufgeregt über ihre Funkgeräte kommunizierten und nach dem Verbleib der paar Abtrünnigen unserer Gruppe recherchierten, die wohl zu schnell den Klängen und Gerüchen der umliegenden Biergärten nachgeben wollten. Das Problemchen war jedoch schnell gelöst, so dass wir vollzählig und die Räder huckepack das Isar-Wehr überqueren konnten. Einer weiteren Versuchung widerstanden wir erfolgreich, nämlich der Fischzucht an der Aumühle, deren Fischplatten ihre magnetische Anziehung auch an diesem Tag nicht verfehlten. Es waren zum Glück nur noch ein paar Fahrradlängen bis zum Bruckenfischer-Biergarten in Egling, wo wir uns mit Blick auf den Isarkanal eine wohlverdiente Pause gönnten und jeder nach seiner Fasson das richtige Mittel gegen Durst und Hunger fand.

Bestens gestärkt ging's an die Retour-Etappe, die nicht lange mit einer kleinen Herausforderung warten ließ. Unser routiniertes Führungsduo hatte sich dazu entschieden, dass nach dem Kloster Schäftlarn der steile "Büßerweg" für uns die bessere Alternative zur viel befahrenen Serpentinenstraße sei, um aus dem Isartal herauszukommen. Die wenigen Ritzel meines Radels verschafften mir an dieser Steigung einen echten Adrenalinkick – bevor ich aufgab. Mein dürftiger Trost, ich war nicht der Einzige. Dass jedoch unser Youngster Maxi und andere den Berg erklommen ohne abzusteigen, ließ in mir Doping-Verdachtsmomente aufkommen, die ja in dieser Sportart so abwegig nicht sind. Oben angekommen war ich jedoch zu sehr mit meiner Regeneration beschäftigt, statt unverzüglich labortaugliches Beweismaterial sicher zu stellen – weshalb ich mir nun anhören muss, meine Vermutung beruhe auf reiner Spekulation.

Die schöne Strecke über Schorn Richtung Buchendorf vertrieb schnell meine Gedanken, die Wälder und ihr frühlinghaftes Sprießen und Treiben zogen mich in ihren Bann. Die Strecke war flach, das Radeln fiel wieder leicht, unser zweites Etappenziel flog auf uns zu: Forst Kasten. Der Biergarten empfing uns mit dem Kontrastprogramm von Heerscharen an gut gelaunten, aus der Stadt geflüchteten Feiertagsausflüglern. Wie froh war ich jetzt, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Ruckzuck waren wir im Zentrum des fröhlichen Treibens, statt mühsam die berstenden Parkplätze abzusuchen. Ein kurzer "Kampf" und ein Plätzchen nahe der Bühne war unser. Auch die versprochenen Honky Tonk Five ließen nicht lange darauf warten, für uns aufzuspielen. Bei schwungvollem Rockabilly, Boogie und County ließen es sich viele von uns trotz erschwerter Bodenverhältnisse nicht nehmen, noch ein paar Tänzchen "auf den Kies" zu legen, quasi zum Ausschütteln und Lockern der vom Radeln gestählten Waden.

Etwas erschöpft aber genauso happy fuhren wir gegen Abend zu unsrem Startpunkt in Planegg zurück, wo sich unsere Wege trennten – um einige angenehme Erlebnisse in der herrlichen Natur reicher. Mit der abwechslungsreichen und wohldosierten Tour haben Anita und Gerhard uns einen rundum gelungenen Ausflug beschert – und ein perfektes Wadentraining!

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